Steinbach-Hallenberg

Vor Ort handeln, bevor es zu spät ist

Sascha Willms 22.06.2024 - 07:49 Uhr

Mit Werbebannern an den Ortseingängen startet der Gewerbeverein eine Initiative für den Einzelhandel der Stadt, wie es sie noch nicht gegeben hat. Ziel ist nichts Geringeres als das Überleben des regionalen Handels.

Immer wieder bewundern Auswärtige die Vielfalt der Einzelhändler in der Haseltalstadt. Während andere Innenstädte mit Schließungen und Leerstand zu kämpfen haben, sind die Läden vor allem in der Hauptstraße der Kernstadt wie an einer Perlenkette aufgereiht – vom Bäcker bis zum Schreibwarenladen, von Haushalts- und Gartengeräten über Friseurgeschäfte, Modeboutiquen bis zum Blumenfachgeschäft.

Doch die Realität sehe – vorsichtig ausgedrückt – nicht ganz so rosig aus, wissen die Mitglieder des Gewerbevereins, die gerade einen neuen Vorstand gewählt und dabei beraten haben, was man abseits von Gewerbeausstellung und „Schdaaimicher Einkaufsnacht“ noch tun kann.

Denn Corona hat ins Kontor gehauen und auch die Touristen kommen nicht mehr in den Scharen, mit denen der Erholungsort einst so gesegnet war. Obendrein schwebt das Damoklesschwert Online-Handel über allen, die ihr Geld mit Produkten verdienen, die es meist günstiger nur einen Klick entfernt gibt.

„Die Umsatzzahlen gehen zurück und die Situation wird für Einzelhändler auch hier immer schwieriger“, sagt Sabine Menz, die sich der Öffentlichkeitsarbeit für die neue Kampagne angenommen hat. Amazon, Ebay und Co. grüben den heimischen Geschäftsleuten zunehmend das Wasser ab. Soweit will es der Gewerbeverein aber nicht kommen lassen.

Einkaufserlebnis auf Schritt und Tritt

Mit einer Reihe von Aktionen und Kampagnen wollen sie erreichen, dass das Geld der Menschen von hier auch in der Region bleibt. Auch wenn man den Leuten das Onlineshopping nicht verdenken könne. Deshalb soll das Einkaufen im Haselgrund zu einem Erlebnis werden und sich tatsächlich auch monetär lohnen – und zwar für alle. Aber das ist noch geheim.

Genauso wichtig aber ist die pure Überzeugungskraft. Warum drei Paar Schuhe zurückschicken, bis eins passt, wenn es ein passendes mit Beratung in einem Laden vor Ort gibt? Warum Kleidungsstücke Retoure senden, wenn Kunden sie in der Stadt kaufen und dabei auch noch einen Kaffee trinken können? Den gibt es zum Beispiel im Mode-Café Braun und die passenden Schuhe dazu im Schuhhaus Bahner.

Ein paar Meter weiter gibt es Haushaltswaren im Traditionsgeschäft Holland-Letz Söhne, dessen alte Ladeneinrichtung mittlerweile im Metallhandwerksmuseum noch ein paar Meter weiter steht. Zusammen mit dem Austattergeschäft „Schönes Wohnen“ von Ilona Wilhelm sind die vier Geschäfte komplett, die im Gewerbeverein per Losverfahren für die Werbebanner ausgelost wurden, die ab sofort an den Ortseingängen der Haseltalstadt für die Steinbacher Einkaufskultur werben.

Die Banner wurden vom Gewerbeverein finanziert, in der Johannes Menz GmbH gesetzt und die Werbeflächen stelle die Stadtverwaltung kostenlos zu Verfügung, sagt Sabine Menz. Das seien nur vier von über 20 Geschäften, die sich an einer weiteren Aktion beteiligen. Der Gewerbeverein erstelle in Zusammenarbeit mit der IHK über ein Förderprogramm einen Shopping-Guide. Einen kleinen Stadtführer, der einen schnellen Überblick über Handel und Dienstleistung in der Haseltalstadt geben soll und der Ende September erscheint.

Heimatshoppen – das Haseltal ist dabei

Als weiteren Schritt hat der Gewerbeverein in Zusammenarbeit mit Händlern und Gastronomen den Beitritt der Stadt zur Aktion „Heimatshoppen“ beschlossen. Die Initiative, an der sich bereits viele Städte der Umgebung beteiligen, feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Der einstigen Kampagne der IHK Mittlerer Niederrhein haben sich mittlerweile 47 Kammern in ganz Deutschland angeschlossen. Es ist damit die größte Initiative für den Einzelhandel überhaupt. Steinbach-Hallenberg gehört in diesem Jahr zu den Aktionsstädten. Aktionstag ist laut Internetseite der IHK Südthüringen der 26. Oktober, doch bei einem Tag will es der Gewerbeverein nicht belassen.

Am Wahlabend losten die Mitglieder außerdem das Gesicht der diesjährigen Kampagne des Gewerbevereins aus. Das Los fiel auf Antje Reumschüssel vom Mode-Café Braun. Über diese Kampagne soll es am 14. Oktober einen Fernsehbeitrag mit Bürgermeister, IHK-Vertreter und dem Vorsitzenden des Gewerbevereins geben. Regelmäßige Aktionen und einen langen Atem haben sich die Mitglieder auf die Fahne geschrieben. „Wir werden ein Konzept erstellen, um die Innenstadt zu beleben. Wir wollen eine Plattform für alle Mitglieder im Gewerbeverein schaffen und wollen mit Kommunikation und Verkaufsförderung unseren Heimatort stärken“, sagt Sabine Menz.

„Wir werden mit der ansässigen Industrie Gespräche führen und wir werden unseren Bekanntheitsgrad über die Grenzen Steinbach-Hallenbergs hinaus verbessern“, sagt sie, ohne zu viel zu verraten. Die Menschen der Region können unterstützen, indem sie vor einem Kauf darüber nachdenken, ob diese Ware nicht auch hier erhältlich ist. Der Einzelhandel sei ebenfalls gefragt – mit Unterstützung des Gewerbevereins. „Ohne die Initiative und das eigene Engagement der Händler bekommen wir das nicht gestemmt“, ist sie sich bewusst.

Mit einem kurzen Draht zur Stadtverwaltung sollen darüber hinaus Hürden der Bürokratie gesenkt werden, ob bei Baumaßnahmen, Werbung oder Genehmigungen. „Gemeinsam werden wir es schaffen unsere schöne Stadt zu erhalten und zu gestalten“, so Menz. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich über die Internetseite melden oder gleich Mitglied werden.

www.gewerbeverein-steinbach-hallenberg.de